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Veranstaltung "Wo hakt´s denn bitte? - Voneinander lernen - Gemeinsam voranschreiten"

Veranstaltung "Wo hakt´s denn bitte? - Voneinander lernen - Gemeinsam voranschreiten"

Per Videokonferenz tauschten sich am 17.06.2020 die Partner der Initiative „Erfolgsfaktor Interkulturelle Öffnung – NRW stärkt Vielfalt!“ zum Thema „Wo hakt’s denn bitte? – Voneinander lernen – Gemeinsam voranschreiten“ aus. Sie folgten damit der Einladung von Frau Staatssekretärin a.D. Serap Güler, die Schirmherrin der Initiative ist.
 
Nordrhein-Westfalen ist Einwanderungs- und Integrationsland Nummer 1. 29,3 % der hier lebenden Menschen haben eine Einwanderungsgeschichte. Sie leisten einen wertvollen Betrag zur Entwicklung Nordrhein-Westfalens. Dabei ist die interkulturelle Öffnung von Organisationen als zentrale und gesamtgesellschaftliche Aufgabe eine wichtige Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe und Integration von Menschen mit Einwanderungsgesichte.
 
Die Partner der Initiative haben sich mit ihrer Unterschrift verpflichtet, in ihren Organisationen Initiativen, Projekte und Maßnahmen zu entwickeln und durchzuführen, um die interkulturelle Öffnung voranzubringen. Dem bundesweit einmaligen Partnernetzwerk gehören mittlerweile 32 Behörden, Verbände und Unternehmen mit mehr als 80.000 Beschäftigten an. Dazu gehören z.B. die Städte Gelsenkirchen, Jülich und Solingen, die Kreise Lippe und Soest, die Jobcenter StädteRegion Aachen und Dortmund, die Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold, Düsseldorf und Münster, der WDR, die Rheinbahn, die IHK NRW, der Landessportbund oder der Landschaftsverband Rheinland.

Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung durch das Moderationsteam, bestehend aus Jenna Büchy von der ifok GmbH Berlin und Wolfgang Kleemann vom ISS e.V. Frankfurt a.M. eröffnete Frau Staatssekretärin a.D. Güler den virtuellen Workshop.
 
Sie begrüßte zunächst die Landesmusikakademie NRW e.V. und den Landesmusikrat NRW e.V. als jüngste Partner der Initiative.
Anschließend stellte sie heraus, dass nach wie vor Menschen diskriminiert, ausgegrenzt und benachteiligt werden und verwies dabei auf das aktuellste Beispiel, die Ermordung des Afroamerikaners George Floyd. Es sei notwendig, die öffentliche Debatte dieser Themen am Leben zu halten und hierfür zu sensibilisieren. Gleichwohl gelte es aber auch, auf Erreichtes und Erfolge hinzuweisen, zu denen sie auch das Partnernetzwerk zähle. Denn durch die interkulturelle Öffnung von Organisationen sei es möglich, Diskriminierungen zu verhindern und Vorurteile abzubauen. Auch gelte es, Sorge dafür zu tragen, dass sich die Vielfalt der Gesellschaft in den Organisationen widerspiegelt. „Es ist notwendig, dass alle Menschen, unabhängig davon, ob sie eine Migrationsgeschichte haben oder nicht, die gleichen Teilhabechancen erhalten“, sagte Güler. Durch den Austausch der im Netzwerk zusammengeschlossenen sehr unterschiedlichen Partner, können gute Ansätze identifiziert, Ideen entwickelt und Strategien erarbeitet und im Transfer gewinnbringend in die einzelnen Behörden, Unternehmen und Verbände eingebracht werden.
Sie bedankte sich für das Engagement aller Partner, was dazu beigetragen hat, dass NRW im Prozess der interkulturellen Öffnung auf einem guten Weg sei.
 
Interviewt durch das Moderationsteam, beleuchteten anschließend die beiden wissenschaftlichen Expertinnen Prof. Dr. Martina Eckert von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Gelsenkirchen und Prof. Dr. Schahrzad Farrokhzad von der Technischen Hochschule Köln

  • Wie kann die interkulturelle Öffnung als in den Institutionen zu integrierender Organisationsentwicklungsprozess umgesetzt werden? Warum ist das überhaupt wichtig?
  • Kultur- und Kompetenzentwicklung als Voraussetzungen für einen gelingenden interkulturellen Öffnungsprozess
  • Führung und Zusammenarbeit im interkulturellen Setting
  • Welche Maßnahmen fördern eine nachhaltige Weiterentwicklung und Verankerung der interkulturellen Öffnung?


Bereits während des Interviews hatten die Teilnehmenden über eine Beteiligungs-App die Möglichkeit, Fragen und Anmerkungen an das Moderationsteam zu übermitteln. Diese wurden im Anschluss mit den beiden Expertinnen erörtert und führten zu einer regen Diskussion unter den Teilnehmenden. Dabei ging es unter anderem um die Fragestellung, wie es gelingen kann, Widerstände und Ängste in Bezug auf das Thema interkulturelle Öffnung bei den Kolleginnen und Kollegen oder den Mitarbeitenden zu überwinden und welche strukturelle Ansätze dabei förderlich sind. Auch beleuchtet wurde die Rolle der Führungskräfte im interkulturellen Öffnungsprozess, aber auch die Bedeutung von Fort- und Weiterbildungen.
 
Nach einer Mittagspause waren die Teilnehmenden eingeladen, sich in zwei Gruppen vertiefend zu selbstgewählten Themen auszutauschen. Während sich ein Teil der Teilnehmenden den Möglichkeiten zur Messung von Fortschritten im interkulturellen Öffnungsprozess und der Diskriminierung im Alltag mit besonderen Blick auf den Aspekt Critical Whiteness widmete, diskutierte die andere Gruppe Ansätze, wie die Zusammenarbeit der Partner im Netzwerk noch fruchtbarer gestaltet werden kann, um Informationsaustausch, Wissenstransfer und gemeinsames Konzeptionieren zu ermöglichen. Als möglicher Ansatz wurde die Durchführung von „Reallaboren“ erörtert.
Unterstützt wurden die Gruppendiskussionen durch die beiden Professorinnen, die als „Sparringspartnerinnen“ die Rolle übernahmen, die Ausführungen vor dem eigenen Erfahrungshintergrund (fachlich) einzuordnen, zu kommentieren, ggf. zu ergänzen und mit eigenen Erfahrungen anzureichern, aber auch nachzufragen.
 
Die Ergebnisse wurden im abschließenden Plenum mit allen Teilnehmenden geteilt. Die Partner formulierten den Wunsch, insbesondere zu den Themen „Messbarkeit von Erfolgen im Bereich interkulturelle Öffnung“ und „Stärkung der Netzwerkarbeit“ nochmals intensiver ins Gespräch kommen zu wollen.
 
Geplant ist, den Partnern in diesem Jahr noch eine weitere Gelegenheit zu einem Austausch im Rahmen einer Face-to-Face-Veranstaltung zu ermöglichen, sofern die Corona-Pandemie-Entwicklungen dies zulassen.