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Veranstaltung „Interkulturelle Öffnung – Erfolge messen, Wirkung evaluieren“

Veranstaltung „Interkulturelle Öffnung – Erfolge messen, Wirkung evaluieren“

Im Rahmen eines virtuellen Workshops trafen die Partner der Initiative „Erfolgsfaktor Interkulturelle Öffnung – NRW stärkt Vielfalt!“ am 08. Oktober 2020 zusammen, um sich zum Thema „Interkulturelle Öffnung – Erfolge messen, Wirkung evaluieren“ auszutauschen.

Nordrhein-Westfalen ist wie kein anderes Bundesland von Einwanderung geprägt. Fast ein Drittel aller Einwohnerinnen und Einwohner haben eine Einwanderungsgeschichte. Ziel der Landesregierung ist es, dass Nordrhein-Westfalen für alle hier dauerhaft lebenden Menschen zur Heimat wird. Dabei spielt die interkulturelle Öffnung von Organisationen als Voraussetzung für Integration und Teilhabe eine zentrale Rolle.
 
Gemeinsam mit ihren Partnern arbeitet die Landesregierung im Rahmen der Initiative „Erfolgsfaktor Interkulturelle Öffnung – NRW stärkt Vielfalt!“ seit vielen Jahren an diesem Thema.
 
Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung durch das Moderationsteam, bestehend aus Jenna Büchy von der ifok GmbH Berlin und Wolfgang Kleemann vom ISS e.V. Frankfurt a.M., eröffnete Asli Sevindim als Leiterin der Integrationsabteilung im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration den virtuellen Workshop.
 
Sie bedankte sich bei allen Partnern für ihr langjähriges Engagement im Themenfeld der interkulturellen Öffnung. Zentral seien aus ihrer Sicht in dem Zusammenhang Fragen wie „Sind wir erfolgreich mit dem, was wir an Maßnahmen umsetzen? Sind wir im Prozess der interkulturellen Öffnung auf einem guten Weg?“. Sevindim betonte die Notwendigkeit von Wirkungsmessung, um zum einen erfolgreiche Ansätze identifizieren und weiterentwickeln und zum anderen steuernd eingreifen zu können. „Und hier liegt die Stärke des Partnernetzwerkes“, stellte sie heraus. Durch den Austausch der sehr unterschiedlichen Partner im Netzwerk könnten in Bezug auf das Thema „Erfolgsmessung von interkultureller Öffnung“ gute Ansätze identifiziert, Ideen entwickelt und Strategien erarbeitet werden. Daher sei es auch wichtig, sich mit Möglichkeiten zu beschäftigten, wie der Austausch im Netzwerk noch gewinnbringender gestaltet werden könne – eine weitere Frage, der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen der Veranstaltung widmeten.
 
Als wissenschaftliche Expertinnen für die beiden Themenkomplexe „Erfolgsmessung“ und „Netzwerkstärkung“ konnten Prof. Dr. Schahrzad Farrokhzad von der Technischen Hochschule Köln und Prof. Dr. Martina Eckert von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Gelsenkirchen gewonnen werden.
 
In ihrem Vortrag ging Prof. Dr. Farrokzhad auf Formen der Wirkungsmessung und sinnvolle Indikatoren zur Fortschrittsmessung von interkultureller Öffnung ein. Wie ein Monitoring eingeführt und wie es als Teil im Strategieprozesses verankert werden kann, waren weitere Aspekte ihres Inputs.
 
Prof. Dr. Farrokhzad stellte heraus, dass eine Wirkungsmessung nur erfolgreich durchzuführen sei, wenn u.a. konkrete Handlungsziele, Aktivitäten bzw. Maßnahmen formuliert und Indikatoren für die Zielerreichung festgelegt wurden. Dazu sei es notwendig, die jeweilige Ausgangssituation und die Rahmenbedingungen zu kennen bzw. zu ermitteln. Vor der Umsetzung von Maßnahmen sollten die jeweiligen Wirkannahmen festgelegt und nach der Durchführung überprüft werden. Grundlegend sei es, so Prof. Dr. Farrokhzad, die personellen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen zu klären. Zentral sei auch die Einrichtung einer Steuerungsgruppe.

Auf die Frage, wie ein solcher Prozess gestartet werden könne, riet die Expertin, innerhalb der eigenen Organisation Menschen zu identifizieren, die ebenfalls Interesse an einer Wirkungsmessung haben. Es sollte zudem zu Beginn die Frage geklärt werden, was zu welchem Zweck gemessen werden soll. Wichtig sei es zudem, Führungskräfte und die Leitungen für das Thema zu gewinnen, etwa indem mit ersten erfolgreichen Maßnahmen argumentiert wird oder Good Practice-Beispiele aus vergleichbaren Organisationen vorgestellt werden. Ausgehend vom Leitbild oder dem Institutionsziel sollten im Sinne einer „Vorteilsübersetzung“ Argumente entwickelt werden, warum Maßnahmen zur interkulturellen Öffnung wichtig seien.

In Bezug auf Methoden und Herangehensweisen verwies Prof. Dr. Farrokhzad auf das Handbuch „Interkulturelle Orientierung. Theoretische Grundlagen und Aktivitäten zu ihrer Umsetzung“ von Sabine Handschuck und Hubertus Schröer (Ziel Verlag Augsburg, 2012).

Als Modell zur Strukturierung von Evaluationen stellte Prof. Dr. Farrokhzad den von Wolfgang Beywl und Univation entwickelten Programmbaum vor (Quelle: www.univation.org/programmbaum):

Anschließend waren die Teilnehmenden eingeladen, in zwei Gruppen auf Basis eigener Praxisbeispiele zum einen grundsätzliche Ideen für die Förderung einer wirkungsorientierten Umsetzung der interkulturellen Öffnung zu erarbeiten; zum anderen zu diskutieren, wie Fortbildungsangebote zur interkulturellen Öffnung für Beschäftigte relevant und somit überzeugend „vermarktet“ werden können. Unterstützt wurden die Gruppendiskussionen durch die beiden Professorinnen, die insbesondere eine fachliche Einordnung der Ausführungen vornahmen und den Austausch durch vielfältige Inputs bereicherten.
 
Die Ergebnisse wurden im Plenum mit allen Teilnehmenden geteilt. Abschließend galt es zu überlegen, wie das Gehörte auf die eigene Organisation übertragen und die Implementierung einer wirkungsorientierten interkulturellen Öffnung vorangebracht werden könnte.
 
„Wie geht’s weiter im Netzwerk?“ lautetet die Überschrift für den zweiten Teil der Veranstaltung. Prof. Dr. Eckert stellte eine moderierte virtuelle Plattform vor, über die Informationen zur interkulturellen Öffnung bereitgestellt, Veranstaltungen angekündigt bzw. darüber berichtet und zeitnah informeller Austausch stattfinden und wissenschaftliche Inputs angeboten werden könnten. Anschließend wurden die Wünsche und Bedarfe der Partner in Hinsicht auf die Förderung des gezielten Austauschs gesammelt. Gemeinsam mit den Partnern will das Integrationsministerium daran anknüpfen und sich im nächsten Jahr der Stärkung des Netzwerkes als einem Schwerpunktthema widmen.
 
Mit ihrem Beitritt zum Netzwerk haben sich die Partner verpflichtet, durch Initiativen, Projekte und Maßnahmen die interkulturelle Öffnung in ihren Organisationen voranzubringen. Über ihre Aktivitäten berichten die Netzwerkpartner einmal jährlich. Dem bundesweit einmaligen Partnernetzwerk gehören mittlerweile 32 Behörden, Verbände und Unternehmen mit rund 100.000 Beschäftigten an. Dazu zählen u.a. die Städte Gelsenkirchen, Jülich und Solingen, die Kreise Lippe und Soest, die Jobcenter StädteRegion Aachen und Dortmund, die Bezirksregierungen Arnsberg, Detmold, Düsseldorf und Münster, der WDR, die Rheinbahn, die IHK NRW, der Landessportbund, der Landschaftsverband Rheinland oder der Landesverband der Musikschulen NRW. Als jüngster Partner hat unternehmer.nrw im Sommer die Vereinbarung unterzeichnet.